Frher war alles furchtbar! - Wolfgang Paul und Erwin 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-07

Dort­mund. Einen Tag nach dem müh­samen Pokal­er­folg des BVB gegen Union Berlin im Elf­me­ter­schießen ist noch kaum etwas vom bevor­ste­henden 171. Revier­derby gegen Schalke 04 am Sams­tag­abend zu spüren. Nur ein ein­zelner Schalke-Fan im königs­blauen Trikot steht unbe­hel­ligt vor der Bahn­hofs­halle, wie ein Zeuge Jehovas am Wach­turm-Stand. Im Ruhr­ge­biet ist Fuß­ball Reli­gi­ons­er­satz – und die Anders­gläu­bigen sind überall. Das zeigt sich auch einen Abstoß weit ent­fernt auf der anderen Stra­ßen­seite, wo im Deut­schen Fuß­ball­mu­seum an diesem Abend die Neu­auf­lage des Buches Im Land der tau­send Derbys. Die Fuß­ball­ge­schichte des Ruhr­ge­biets“ vor­ge­stellt wird. Mit Wolf­gang Paul – in den sech­ziger Jahren Mann­schafts­ka­pitän des BVB und heu­tiger Vor­sit­zender des Ältes­ten­rates – und dem frü­heren Schalker Außen­stürmer Erwin Kre­mers sind auch zwei ehe­ma­lige Spieler dabei, die sich auf der Bühne einige ver­bale Schar­mützel lie­fern und dies auch hin­terher im Inter­view fort­setzen.

Wolf­gang Paul, Erwin Kre­mers, zusammen bringen Sie es auf mehr als 400 Spiele für Dort­mund und Schalke. Hätten Sie sich vor­stellen können, auch beim jewei­ligen Erz­ri­valen zu spielen?
Paul: Ich bin ein Dorf­kind aus dem Sau­er­land. Als ich klein war hieß es immer nur, Schalke kommt, Schalke kommt!“. Die haben nach dem Krieg teil­weise für ein paar Zentner Kar­tof­feln bei uns gespielt. Damals waren bestimmt achtzig Pro­zent der Leute im Sau­er­land für Schalke, ich auch. Heute steht es fünfzig-fünfzig. Borussia Dort­mund hat ihnen all­mäh­lich den Rang abge­laufen.

Wie sind Sie dann beim BVB gelandet?
Paul: Das lag an Trainer Max Merkel, der mich aus Schwerte geholt hat. Und weil es der nächste Verein war. Es gab ja keine Fahr­zeuge. Ich musste noch mit dem Zug fahren und jedes Mal mehr­fach umsteigen.

Auch Sie, Herr Kre­mers, sind kein wasch­echter Ruhri“, son­dern stammen vom Nie­der­rhein. Bevor Sie zu Schalke kamen, hatten Sie schon für Borussia Mön­chen­glad­bach und Kickers Offen­bach gespielt.
Kre­mers: Mein Zwil­lings­bruder und ich waren uns damals schnell einig, dass es Schalke werden sollte. Weil wir die Spieler kannten, weil uns die Spiel­weise gefiel und es eine junge Mann­schaft war. Ich hätte aber auch gerne in Dort­mund gespielt, aber Schalke steht für mich über allem. Das war ein Erlebnis.


Woran denken Sie zuerst, wenn sie ans Derby denken?
Paul: An Schalkes Tor­wart Nor­bert Nigbur.
Kre­mers: (nickt grin­send)
Paul: Der hat 1969 mal einen Straf­stoß von mir gehalten. Wir haben 0:1 ver­loren. Das war der ein­zige Elf­meter, den ich ver­schossen habe.
Kre­mers: Und da lei­dest du noch heute drunter, oder?
Paul: Ja, noch heute.
Kre­mers: Man muss auch ver­gessen können.

Sie, Herr Kre­mers, müssten doch aber gute Erin­ne­rungen an Dort­mund haben. Immerhin haben Sie das erste Bun­des­li­gator im neu­erbauten West­fa­len­sta­dion geschossen – als Schalker. (Anm.: Am 2. April 1976 im Spiel gegen den VfL Bochum, der wegen des Umbaus des Ruhr­sta­dions nach Dort­mund aus­wei­chen musste. Der BVB spielte zu der Zeit noch in der zweiten Liga.)
Kre­mers: Ja? Da kann ich mich jetzt gar nicht mehr daran erin­nern. Ich weiß noch, als mein Zwil­lings­bruder Helmut 1994 Prä­si­dent von Schalke war, ist er mal so leicht­sinnig gewesen und mit seinem Auto zum Aus­wärts­spiel nach Dort­mund gefahren. Danach waren alle vier Reifen zer­sto­chen. Die Repa­ratur war sehr teuer! Aber was früher war, inter­es­siert keinen mehr. Was heute ist, das zählt.

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